Dominique Wavre und Michèle Paret werden morgen Dienstag die Cookstrasse passieren, welche die nördlichen und südlichen Inseln Neuseelands voneinander trennt. Sie werden diese Nähe zu Land nutzen, um mit der Rennorganisation einen kurzen Materialaustausch vorzunehmen. Wie schon ihre Mitkonkurrenten, werden auch Dominique und Michèle einen Sack voll mit Videobändern und Fotoaufnahmen übergeben, welcher Aufzeichnungen seit dem Starttag hütet. Zudem werden die Segler einen Behälter an Bord nehmen, der Medikamente für Michèle Paret enthält. „ In den vergangenen Wochen ist mein Erythrozytenwert massiv gesunken, was die verschiedensten Symptome zur Folge hatte wie Atemnot, Müdigkeit und Appetitverlust“, erklärte Michèle. „Dr. Jean-Yves Chauve, der sich schon seit Jahren per Ferndiagnose um unser Wohlergehen kümmert, hat mir eine Therapie verschrieben, die sehr gut anschlägt. Mitunter nehme ich auch Eisentabletten. Diese Behandlung muss regelmässig und über längere Zeit fortgesetzt werden, um Erfolg und nachhaltige Wirkung zu zeigen. Aus diesem Grund werden wir vorsichtshalber Nachschub an Bord nehmen, um gewährleisten zu können, dass nicht plötzlich die Medikamente ausgehen“.
Die Mirabaud generiert durch diese Intervention keinen Wettbewerbsvorteil und wird daher auch nicht bestraft. „Das Reglement ist sehr eindeutig“, präzisiert Denis Horeau, seines Zeichens Renndirektor des Barcelona World Race. „Artikel 4.12 des Reglements sieht vor, dass eine solche Lieferung mit Medikamenten erlaubt ist, vorausgesetzt, dass das entsprechende Boot die Renndirektion rechtzeitig informiert hat und der behandelnde Arzt bestätigt hat, dass eine solche Lieferung notwendig ist. Die Medikamente dürfen unter keinen Umständen leistungssteigernde Wirkung haben. Ausserdem darf während des Austauschs niemand an Bord kommen. Wenn das Boot nicht in einen Hafen einläuft oder irgendwo anlegt, wird eine solche Lieferung nicht als technischer Zwischenhalt eingestuft“.
Dominique und Michèle beabsichtigen nicht, anlässlich dieses Transfers anzuhalten. Eingebunden in den Kampf der Verfolgerboote um den dritten Platz, wollen sie die für ihre Stürme wie Flauten berüchtigte Meerenge so rasch als möglich hinter sich lassen, um alsbald Kurs auf den Südpazifik nehmen zu können.